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Nachgefragt Intro

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Nachgefragt Dr. Ottaviano Ruesch

In den nächsten Jahren soll ein Rover der europäischen ExoMars- Mission erstmals Gesteinsproben vom Mars zur Erde bringen. Der Geologe Ottaviano Ruesch wird die gesammelten Daten analysieren. Seit Jahrzehnten erforschen Wissenschaftler den Mars. „Die zentrale Frage ist natürlich, ob es dort Leben gibt“, sagt Ruesch, „oder zumindest Hinweise darauf, dass es mal welches gab.“ Bislang wurden keine eindeutigen Beweise gefunden. Aber selbst, wenn es diese nie geben sollte, erlaubt der Rote Planet uns dennoch einen Blick in die Erdvergangenheit. Denn wie das Leben auf unserem Planeten entstanden ist, wissen wir nicht genau. Fast alle Spuren aus jener Zeit sind verwischt worden. „Der Mars ist quasi der kleine Bruder unserer Erde. Allerdings einer, der sich ab dem Kindesalter nicht weiterentwickelt hat“, erklärt Ruesch. Während die Erde vor dreieinhalb bis vier Milliarden Jahren eine eigene Dynamik entwickelte, sich ihre Oberfläche
durch Plattentektonik, Vulkanismus und die Wetterküche in ihrer dichten Lufthülle ständig veränderte, erstarrte der Mars mit der Zeit, und vor allem das Oberflächengestein veränderte sich kaum mehr. „Steine sind für Geologen wie Bücher aus der Vergangenheit“, sagt Ruesch. „In denen des Mars können wir womöglich nachlesen, welche Umständeherrschten, als sich auf der Erde die ersten Einzeller formten. Wir wollen den Kontext verstehen, in dem aus organischem Material Leben hervorgehen kann.“ Der ESA-Rover wird auf der Tiefebene Oxia Planum unterwegs sein, von deren Tongestein die Forscher wissen, dass es rund 3,9 Milliarden Jahre alt ist. „Wir werden alles bis ins kleinste Detail analysieren; von der Topographie der Oberfläche bis zur Mineralogie und Chemie des Gesteins“, sagt Ruesch.
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Nachgefragt Dr. Marta Brković Dodig

Wenn es im Museum um Architektur geht, werden Besucher häufig eingebunden. Marta Brković Dodig hat viele solcher Mitmachaktionen für Kinder und Jugendliche geleitet. In dem jungen Forschungsfeld Baukulturelle Bildung reflektiert sie darüber mit Methoden der Wissenschaft. „Blockholm“ ist ein Paradebeispiel für BEE – Built Environment Education. In der Ausstellung des schwedischen National Centre for Architecture and Design haben Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Stadt Stockholm mit dem Computerspiel „Minecraft“ nachgebaut. So sind mehr als 100.000 Entwürfe entstanden. Eine Jury wählte zehn Modelle aus, die im Maßstab von 1:5 in einer Folgeausstellung präsentiert wurden. Ähnliche Aktionen gab und gibt es in Museen in Chicago, München und Budapest. Marta Brković Dodig trägt mit ihrem Team Informationen darüber zusammen, wo auf der Welt BEE-Programme existieren, was sie unterscheidet und wie ihr Erfolg evaluiert werden kann. Warum aber sollen Kinder an außerschulischen Lernorten Erfahrungen in Sachen Stadtplanung sammeln? „Wir wollen sie zu kundigen Bürgerinnen und Bürgern machen, was Stadtplanung und -geschichte betrifft“, sagt Brković Dodig. Am Ende geht es um Demokratie. „Die Stadt ist der Raum, in dem wir gemeinsam leben. Deshalb ist es wichtig, dass wir dazu auch einen Bezug haben – zu Gebäuden und Plätzen, zu Denkmälern, aber auch zu Orten, die für Menschen eine persönliche Bedeutung haben.“
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Nachgefragt Dr. Mathieu Casado

Im Herbst 2019 war er zwei Monate lang am Ende der Welt: Mathieu Casado erforscht das Eis der Antarktis, um die Klimaveränderungen der Erdgeschichte zu rekonstruieren. Dazu entnehmen die Forscher mithilfe eines Bohrers Proben aus dem ewigen Eis – je tiefer, desto älter die Eisschichten. Gebildet im Laufe von hunderttausenden von Jahren hat das Eis Informationen aus vergangenen Zeiten gespeichert. Pollen, Salze, kosmischer Staub und eingeschlossene Luftbläschen verraten zum Beispiel, welche Gase die Atmosphäre seinerzeit enthielt, welche Vegetation vorherrschte und wann es heftige Vulkanausbrüche gab. Mathieu Casado analysiert die Zusammensetzung der im Eis enthaltenen Sauer- und Wasserstoffisotope. „Aus deren Mengenverhältnis in einer Schicht können wir auf die damalige Lufttemperatur schließen“, sagt Casado. Das Eis liefert also prähistorische Temperaturaufzeichnungen. Und nicht nur das: „Ich habe herausgefunden, dass die Isotope auch einiges über die Struktur des Schnees damals und sein Rückstrahlvermögen für das Sonnenlicht aussagen.“ Diese sogenannte Albedo der Erdoberfläche spielt auch beim heutigen Klimawandel eine große Rolle. Casados Forschung soll dazu dienen, aus der Klimahistorie Erkenntnisse über die aktuellen Veränderungen zu ziehen. Bislang reichen die ältesten Proben rund 800.000 Jahre zurück. Die neueste Probe soll sogar über bis zu 1,5 Millionen Jahre Aufschluss geben. Das antarktische Klimaarchiv wird immer umfangreicher.
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Nachgefragt Dr. Katarzyna Marciniak

Von Zeus bis zu den Argonauten: Früher begegneten Kinder und Jugendliche den antiken Göttern und Helden in Büchern, heute schauen sie sich den Kampf um Troja als Film an. Mit einem internationalen Forschungsteam untersucht die polnische Altphilologin Katarzyna Marciniak, wie die antiken Stoffe heute adaptiert und rezipiert werden. Längst sind die Epen aus dem alten Griechenland und Rom nicht mehr
nur ein europäisches Kulturerbe. Die neuseeländische Künstlerin Marian Maguire verbindet in ihrer Arbeit die Figur des Herkules mit Maori-Traditionen. Auch die globale Populärkultur haben die antiken Mythen durchdrungen. So basiert der Stoff von „Die Schöne und das Biest“ auf der Geschichte von Eros und Psyche. Es zeigt sich: Die Erzählmuster des Mythos bieten eine universale Thematik, wie etwa die Suche nach Liebe und inneren Werten im Falle von „Die Schöne und das Biest“. Die Götter- und Heldensagen erfassen Archetypen menschlichen Fühlens und Handelns und stiften so gerade für Heranwachsende Identität, Sinn und Orientierung. „Jede neue Adaption hält die Antike in unserem kulturellen Gedächtnis lebendig, sie ist universal und verankert uns in einem lokalen Kontext. Die Figuren und Narrative bilden einen Kommunikationscode, der Ländergrenzen und Generationen überschreitet. Wer ihn lesen gelernt hat, erhält Zugang zur mythischen Gemeinschaft, die auf humanistischen Werten gebaut ist“, so Katarzyna Marciniak
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Nachgefagt Dr. Abate & Dr. Tachbelie

In Äthiopien werden mehr als 80 Sprachen gesprochen. Für Gerichte ist es schwierig und teuer, Experten zu finden, die mündliche Zeugenaussagen in den unterschiedlichen Sprachen verschriftlichen. Selbstlernende Computersysteme könnten Abhilfe schaffen. Solomon Teferra Abate und seine Frau Martha Yifiru Tachbelie entwickeln Verfahren zur automatischen Umwandlung von gesprochener Sprache in geschriebenen Text. „Viele Menschen in Äthiopien können nicht lesen und schreiben, auch deshalb, weil die äthiopische Schriftsprache ungleich schwieriger ist als etwa die englische“, erklärt Solomon Abate. Eine App auf dem Smartphone, die das gesprochene Wort in Text umwandelt, wäre hier in vielen Belangen eine wertvolle Hilfe. Eine Herausforderung ist dabei aber die Sprachstruktur. Für den Computer ist es schwer, die verschiedenen Erscheinungsformen eines Wortes zu erkennen, weil grammatische Unterschiede vor allem durch Anhänge an einzelne Wörter erzeugt werden. Zudem existieren für die äthiopischen Sprachen keine umfangreichen linguistischen Wörterbücher, die als Datenbasis eingesetzt werden könnten. Das Ehepaar behilft sich deshalb mit einem Trick. Auch wenn die äthiopischen Sprachen ein Symbolsystem verwenden, das sich von unserem Alphabet grundlegend unterscheidet: Ein Großteil der Basis-Lauteinheiten ist mit jenen im Deutschen oder Englischen identisch. „Wir trainieren deshalb das Modell mit akustischen Daten, die wir für andere Sprachen zur Verfügung haben – unter anderem für das Deutsche.“
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